Donnerstag, 10. Juli 2014

Hallo ihr lieben da draußen!
Ich habe mich entschlossen, mal was persönliches zu schreiben. 
Ich schreibe hier als pädagogisch gebildetete, reflektierende und beobachtende Mutter. 
Ich weiß, dass alle Eltern das beste für Ihr Kind wollen und sich dann doch oft sehr schwer damit tun. Auch ich bin oft total unsicher und weiß nicht, ob meine Entscheidungen gut sind. Aber so ist nun einmal der pädagogische Alltag zu Hause. 
Ein Thema beschäftigt mich allerdings schon längere Zeit und deshalb habe ich beschlossen, darüber zu schreiben.
Es ist ein politisches Thema. Viele beschäftigen sich damit und es ist ein Thema, worüber auch viel diskutiert wird.

Mir fällt immer wieder auf, wie der Alltag unserer kleinen süßen Monsterchen gestaltet ist. Viele Eltern planen eine gut gefüllte Woche mit Reiten, Musikschule, Tennis, Chor, etc.
Ich habe vor einiger Zeit in einem Kinderchor gefragt, wie denn die Woche der Kinder aussieht. Und ich bekam tatsächlich von einem Kind zur Antwort, dass nur der Freitag zum spielen sei. Freitagnachmittag ist Spielzeit. Ich war platt und habe verstanden, warum meine Chorkinder nicht bei der Sache sind. 
Mir fiel immer auf, dass die Kinder große Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, oft wegträumen und sogar die Texte der Kinderchorlieder nicht gut können, obwohl sie die immer wieder singen.
Sie haben schlichtweg keine Zeit!

In einer Konfirmandengruppe fiel mir ähnliches auf. Auch dort fragte ich die Jugendlichen nach dem Ablauf des Dienstages, allein der Tag an dem der Konfiunterricht stattfindet. Eine Konfirmandin erzählte mir, dass sie nach der Schule 15 min. Zeit zum Essen hat, dann zum Konfiunterricht kommt, anschließend zum Handballtrainig geht und dann Hausaufgaben macht.
Auch hier stellte ich fest, wie wenig die Jugendlichen bei der Sache sind.
Sie können sich nicht mehr darauf einlassen, weil es nur eines von vielen ist.

Jetzt habe ich eine eigene Tochter von fast 4 Jahren. Und ich habe oft das Gefühl zu "wenig" mit ihr zu machen. Eine Zeit lang habe ich versucht, mehrere Termine mit ihr in der Woche wahr zu nehmen, aber ich habe festgestellt, dass es ihr nur wenig bringt. 
Wir gehen zur Muskschule. Das ist 1 Nachmittag in der Woche. Und sonst hat sie Zeit zum Spielen, zum CD hören, zum Rumsitzen, träumen, malen, Bügelperlen stecken, puzzlen, lesen, in Pfützen springen, Vögel singen hören....

Ich habe einfach für uns gemerkt, dass es der richtige Weg ist. Sie ist oft so müde wenn sie vom Kindergarten kommt und sie verschwindet einfach in ihrem Zimmer und möchte ihre Ruhe haben. Manchmal höre und sehe ich 2 Stunden lang nichts von ihr und wenn ich in das Zimmer komme, liegt sie auf einem großen Kissen und hört CD oder Kassette.

Ich weiß, alle Kinder sind unterschiedlich. Und ich will wirklich keinen Verurteilen, der viele Angebote für sein Kind macht. Ich bewundere oft den Ehrgeiz, die Motivation und das Ausdauervermögen der Eltern.

Aber ich habe ein Anliegen. Bitte liebe Eltern da draussen, beobachtet mal eure Kinder. Fragt eure Kinder wie es ihnen geht? Gebt ihnen Zeit den Alltag im Kindergarten oder Schule zu verdauen.

Ich stelle jeden Tag wieder fest, dass meine Töchter zu Hause in einer anregenden Umgebung, im Spiel, im Ausprobieren, im Nichts-tun, im Träumen etc. viel mehr lernen als im Auto zum nächsten Termin oder in der 3. Musikstunde der Woche.


Ich erinnere mich zurück und stelle fest, dass meine Schwester und ich stundenlang Kassetten gehört haben, alle Lieder auswendig konnten, dabei geträumt haben und einfach mal nichts gemacht haben. Es sind schöne Erinnerungen an eine Zeit, in der ich noch Zeit hatte für die Wichtigen Dinge des Kinderlebens.
Ich habe im Bach gestanden und mir Froschlaich angeschaut. Ich habe tagelang als Pippi Langstrumpf unser Taka tuka Land unsicher gemacht. Wir sind auf Mülltonnen geritten und haben die ganze Welt mit einem "Hex hex" verhext.

Vor bestimmt schon 10 Jahren habe ich über eine Studie gelesen, in der Eltern von ihrer Kindheit erzählt haben, wie sie Buden gebaut, auf Bäume geklettert sind, tagelang in anderen Welten verbracht haben etc. währen ihre eigenen Kinder in ihrem Zimmer mit Spielzeug spielten und nicht über die Gartengrenzen hinaus dürfen. Der Radius der Grundschulkinder um das Elternhaus hat sich enorm verkleinert. Eine Frau, die fast 25 Jahre älter ist als ich erzählte mir, dass sie als Grundschulkind nachmittags mit dem Bus in das 15 km entfernte Schwimmbad gefahren ist, alleine mit Freunden. Für mich schon echt Merkwürdig, heute fast unvorstellbar.

Ich hoffe sehr, dass die Wichtigkeit des normalen Spielens, die Ruhe, stille Zeit, Entspannungsphasen, freies Spiel, Freiheit, Draussen sein, träumen, lesen etc. wieder mehr Einzug in unseren Alltag und in den Alltag unserer Kinder erhält.
Ich verabschiede mich mit einem Spruch von Astrid Lindgren:


Eure Paula

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